Festwochen-Oper: Odysseus im Restaurant oder “Blood Sweats and Tears”

Griechische Mythologie in einer spannenden Form

Sieghard Krabichler

Nur noch zweimal haben Sie Gelegenheit, sich die zentrale Festwochenoper “Il ritorno d’Ulisse in patria” anzusehen. Restkarten gibt es noch. Und tun Sie es. Sie erleben eine Achterbahn der Gefühle, der Musik, eine stimmige Regie inklusive Bühnenbild und zum Teil Weltklassestimmen am Landestheater.
Der Reihe nach. Dirigent Alessandro De Marchi hat aus dem erhaltenen Skript von Claudio Monteverdi eine ungemein musizierfreudige, mit vielen Überraschungen gespickte Partitur erarbeitet. Und mit seiner “Academia Montis Regalis” dermaßen feingliedrig, technisch brillant und mit großer Spannung umgesetzt, man kam aus dem Staunen phasenweise nicht heraus.
Monteverdi war schon ein Genie. Akkorde, die auch in Verdiopern durchaus zu hören sind, Elemente, die auch von Miles Davis stammen könnten und Blues vom Feinsten verzauberten, neben den wunderbaren Linien des Barocks, das Publikum.
Regie führte Ole Anders Tandberg, die Produktion war eine Kooperation mit dem Norske Opera und Ballett Oslo. Die Bühne als schwedisches Restaurant gestaltet, eine Theaterbühne im Theater, erlaubten der Regie, die Odysseus-Story zwischen Pulp Fiction, einem Historiendrama und einer Krimikomödie anzusiedeln, “Blood Sweats and Tears” schien ein Motto der Umsetzung. Und Quentin Tarantino hätte angesichts des literweise verspritzen Filmblutes seine wahre Freude gehabt.

Zum Teil Weltklassestimmen

Christine Rice als “Penelope” brauchte ihre Zeit, bis ihr Mezzo in den doch tiefen Lagen funkelte, dann dafür um so dunkler und kraftvoller. Schauspielerisch im kurzen Brautkleid eine ganz große Nummer. Kresimir Spicer als “Ulisse” musste alle Facetten seiner Stimme hervorholen. Vom feinsten Sotto Voce bis zur kraftvollen Höhe, es gelang ihm mühelos. Eine große Leistung. Jeffrey Francis als “Eumete” sang und spielte den alten Verrückten genial. Ann-Beth Solvang gab “Minerva”, ihre unterschiedlichsten Bühnenrollen meisterte sie mühelos. Aus dem perfekten Ensemble herauszustreichen wäre noch Andrew Harris als “Nettuno”. Sein Bass grollte lauter und tiefer als der Donner der Götter. Großartig!

Nach drei Stunden zauberhafter Musik war das Publikum endgültig im Olymp. Standing Ovations und großer Jubel.

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